Eine lang geplante Überraschung

Die Geschichte einer ganz besonderen Aufbauwoche zum 50 jährigen Jubiläum der Segelschule 2018

Kennst du das? Du hast ein Geheimnis, welches so schön ist und du am liebsten sofort rausschreien könntest...aber du musst noch fast zwei Jahre darauf warten...
Die Planungen dazu sind lange und nervenaufreiben. Wir wollen kein kompliziertes und fragiles Regattaboot, aber auch keine träge, schwere und langweilige Jolle. Auf der Messe Boot halten wir die Augen offen, schauen uns überall um. Eine klassische bekannte Jolle oder doch eine Neuentwicklung? Irgendwann steht der Typ fest und wir haben unseren Wunschkandidaten. Viele Personen müssen überzeugt werden, es gibt tausende Details zu beachten. Angebote werden eingeholt, Ausstattungsvarianten diskutiert und mit der Werft telefoniert.

Mit jeder Person zusätzlich, die den Plan kennt hoffen wir, dass die Überraschung bis zum Jubiläum hält. Aber auch das Team der Organisatoren wird immer größer. So ein 50 jähriges Jubiläum benötigt ebenfalls viel Arbeit zur Koordination und Planung. Die Zeit vergeht, immer wieder kommt aus den Teamern der Wunsch zu neuen Booten. Bloß keine Andeutungen machen, den Unwissenden spielen...nicht leicht so eine lange Zeit...
Im Herbst 2017 wintern wir unsere geliebten Zugvögel mit den anderen Booten der Segelschule zusammen ein. Der letzte Winter; so manches Boot kann wilde Geschichten aus den Jahren als Jolle der Segelschule erzählen. Ab und zu rollt es mit den Augbolzen, wenn es von seinen Kenterungen erzählt. Die spannenden, lustigen und schönen Momente als Segelboot sind jedoch stets am häufgsten. Man könnte Bücher damit füllen...

Die letzten Wochen bis zum Jubiläum. Die Lieferung der Boote ist auf ein paar Tage kurz vor dem Jubiläum geplant. Die Jollen können nicht ewig irgendwo auf dem Gelände der Jugendherberge liegen, da würden sie womöglich noch entdeckt. Aber wir müssen die 5 Zugvögel auch noch rechtzeitig vor dem Festtag aufbauen und quer über den See bringen und "verstecken"...
Die Transporter der Werft kommen nach 14 Stunden Fahrt Ende der Woche an. Soweit hat alles geklappt. Jedoch ist der Aufbau von 5 zusätzlichen komplett neuen Booten für die Aufbaucrew eine riesige Aufgabe.

• Die 16 Boote unserer Segelschule stehen im Bootshaus über den Winter

• Alle Boote werden kontrolliert und bei Bedarf repariert oder modernisiert

• Jedes Segel und jede Leine werden überprüft

• Teilweise werden Boote gestrichen, Laminierarbeiten durchgeführt, Riggs ausgetauscht

• Der Schulungsraum und T5 werden komplett ausgeräumt und gestrichen

• ...

Die Arbeiten ziehen sich bis in den Abend. Dennoch ist jeder Teamer der Aufbaucrew am nächsten Morgen gegen 8 Uhr beim Frühstück. Auch wenn die Gesichter müde aussehen, jeder hat dieses Lächeln und freut sich. Ehrenamt ist eine persönliche Einstellung.

Die neuen Boote sind aufgebaut und schwimmen im Hafenbecken. Unser Motorboot zieht sie einmal über den See ans andere Ufer zu unseren Freunden der DLRG Bad Zwischenahn. In deren Bucht liegen die Zugvögel etwas versteckt vor Anker. Wenn man von unserem Steg ganz genau hinschat, kann man die Fünf am Horizont sehen...

Auf dem Rasen vor dem Bootshaus werden Zelte aufgebaut, das Innere mit der Geschichte der Segelschule geschmückt. Der T5 wieder eingeräumt und dekoriert. Wir zählen die Stunden bis zum Beginn der Feier. Noch stehen einige Aufgaben auf dem großen Whitebord im Schulungsraum. Werkstattbereich und der Eingang sehen noch richtig nach "Arbeiten" aus...wir schaffen das!

Am Freitag Abend kommen die ersten Gäste des Jubiläums. Langjährige, ehemalige und neue Teamer sitzen am Lagerfeuer und tauschen Geschichten aus 50 Jahren Segelschule aus. Bald ist es soweit. Die "alten" Zugvögel liegen komplett aufgebaut im Hafenbecken. Niemand ahnt irgendetwas.
Alle sind sie gekommen, wir platzen vor Vorfreude und sind nervös. Heute am Samstag dem 50 jährigen Jubiläum zeigt sich wie unsere Freunde und Teamer auf die geplante Überraschung reagieren werden...



Gleich geht die Festrede los. Unbemerkt schnappen wir uns unsere Segelsachen und gehen zum Parkplatz. Die Mobo-Crew fährt derweil ganz selbstbewusst ohne Argwohn zu erregen mit dem Motorboot langsam aus dem Hafen heraus.
Der Weg mit dem Auto ist kurz bis zum anderen Ufer. Ein kurzer Gedanke ereilt uns auf der Fahrt "...hoffentlich hat uns keiner mit den Segelsachen im Auto gesehen...". Die DLRG ist schon da und bereitet ihre Motorboote vor. Unser Tigerhai kommt gerade auch vom See angefahren und bringt uns 5 jeweils zu einem Boot.

Schnell das Regenwasser vom Deck wischen, die provisorischen Namensschilder anbringen und schon können die Anker gelichtet werden. Wir bilden mit Hilfe der DLRG einen schönen Schleppverband und machen uns auf Richtung Jugendherberge. Kurz ein Anruf bei den Kollegen auf dem Festgelände "Wir fahren jetzt los". Alles passt, die Rede hat gerade begonnen es dürfte keiner am Steg stehen und das Wasser beobachten.
Der Weg scheint endlos. Wir halten uns immer am Rand des Zwischenahner Meeres, genau so, dass man den Schleppverband nicht von der Jugendherberge aus sehen kann. Der Handyempfang funktioniert super auf dem Wasser, unser Mobo steht im stetigen Kontakt und wir werden etwas langsamer...die Vortrangenden brauchen noch ein paar Minuten...

Ein letztes Telefonat, der Außenbordmotor wird etwas lauter, die Schleppleine spannt sich. Wir nehmen Fahrt auf und gleiten in Richtung der Badebucht.

Ein Moment, wenn alle Augen der Menge erstaunt größer werden und der Mund offen stehen bleibt...keiner hätte daran geglaubt...5 neue Zugvögel kommen aus dem Schutz der Bäume hervor...die nun folgende Freude ist unglaublich...

Genau darauf haben wir hingefiebert!

Danke an alle die das möglich gemacht haben!!!